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Seit Jahrhunderten nutzen Gärtner die Veredelung, um die Eigenschaften von Gemüsepflanzen zu optimieren. Bei Gurken bewirkt diese Technik eine Steigerung der Erträge, eine Verringerung der Krankheitsanfälligkeit und eine Verbesserung der Fruchtqualität.
Muss man Gurken veredeln?
Gurken veredeln ist nicht zwingend erforderlich, aber es bietet deutliche Vorteile wie verbesserte Krankheitsresistenz, höhere Erträge und eine Qualitätssteigerung der Früchte, die den Aufwand lohnenswert machen.
Vorteile der Gurkenveredelung: Warum es sich lohnt
Verbesserte Krankheitsresistenz: Viele Gurkensorten sind anfällig für spezifische Krankheiten. Die Veredelung mit einer resistenteren Sorte schützt deine Gurkenpflanzen und steigert die Ernteerträge.
Höhere Erträge: Durch die Kombination verschiedener Sorten entstehen Gurkenpflanzen, die eine verbesserte Wachstumsrate und höhere Produktivität aufweisen.
Qualitätsverbesserung der Früchte: Die Fruchtqualität der veredelten Gurken wird positiv beeinflusst.
Anpassungsfähigkeit an schwierige Anbaubedingungen: Die Veredelung ermöglicht es, Gurken auch unter anspruchsvollen Boden- und Klimabedingungen erfolgreich anzubauen. Veredelte Gurken entwickeln stärkere Wurzelsysteme und zeigen eine erhöhte Toleranz gegenüber extremen Temperaturen und Witterungsbedingungen
Aussaattipps: Wann veredelt man Gurken?
Da Gurken unterschiedlich schnell wachsen, ist der richtige Aussaatzeitpunkt entscheidend. Für die Veredelung ist der Zeitraum von Anfang bis Ende März ideal, um bis Mitte Mai veredelte Jungpflanzen für das Auspflanzen zu haben. Achte auf eine optimale Keimtemperatur und reduziere die Temperatur schrittweise, sobald die Keimlinge sichtbar sind. Es ist wichtig, sowohl auf die richtige Temperatur als auch auf ausreichend Licht zu achten, um ein gesundes Wachstum der Pflanzen zu gewährleisten.
Tipp: Für eine erfolgreiche Veredelung ist es oft erforderlich, die Edelsorte früher auszusäen als die Unterlage, um sicherzustellen, dass die Stängel beider Pflanzen zum Zeitpunkt der Veredelung die gleiche Dicke aufweisen. |
Gurken veredeln: Unterlage
Feigenblattkürbis als Unterlage für Gurken: Der Feigenblattkürbis ist eine ausgezeichnete Wahl als Unterlage für die Gurkenveredelung. Er ist bekannt für seine Robustheit und eignet sich hervorragend, um die Widerstandsfähigkeit und Vitalität der Gurkenpflanzen zu verbessern.
Hokkaido-Kürbis als Alternative: Der Hokkaido-Kürbis kann ebenfalls als Unterlage für die Gurkenveredelung verwendet werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Hokkaido-Kürbisse nicht immer die erforderlichen Resistenzen aufweisen und empfindlicher gegenüber bodenbürtigen Krankheiten sein können. Daher ist eine sorgfältige Auswahl und Prüfung der spezifischen Eigenschaften des Hokkaido-Kürbisses vor der Veredelung empfehlenswert.
Rootpower F1: Eine Schlüsselrolle bei der Gurkenveredelung spielt die Auswahl der richtigen Veredelungsunterlage. "Rootpower F1" ist eine hervorragende Wahl für Gurken, Melonen und Zucchini. Diese Sorte bietet eine hohe Fruchtqualität, zahlreiche Resistenzmerkmale und ein robustes Wurzelsystem.
Vorbereitung ist der halbe Erfolg: Was du vor der Veredelung beachten solltest
Bevor du mit der Veredelung beginnst, solltest du die Unterlage und die Edelsorte 12-24 Stunden vorher wässern. Achte darauf, die Pflanzen nicht unmittelbar vor der Veredelung zu bewässern (kann Zusammenwachsen verhindern, aufgrund von Wassertropfen, der sich an der Schnittstelle bildet). Wähle den richtigen Zeitpunkt für die Veredelung, um Wasserstress und Austrocknung der Schnittstellen zu vermeiden.
Gurken veredeln: Schritt für Schritt zum Erfolg
Die Ein-Keimblatt-Veredelung (One Cotyledon Grafting), ursprünglich von japanischen Ingenieuren entwickelt, ist eine beliebte und effiziente Methode. Hierbei werden Edelsorte und Unterlage präzise vorbereitet und zusammengeführt. Eine sorgfältige Kontrolle der Umgebungsbedingungen nach der Veredelung ist entscheidend für den Erfolg.
Benötigte Werkzeuge:
Edelsorte
Veredelungsunterlage
Rasierklinge oder Cuttermesser
Veredelungsclip
Stützstab
Sprühflasche mit Wasser
Schritte der Gurkenveredelung:
Schritt 1: Die Unterlage sollte mindestens ein voll entwickeltes Blatt aufweisen.
Schritt 2: Die Edelsorte sollte ein bis zwei voll entwickelte Blätter haben.
Schritt 3: Trenne die Unterlage komplett von ihren Wurzeln und sorge dafür, dass ein ausreichend langer Stängel erhalten bleibt. Lass die Pflanze kurz ruhen, um die Flexibilität zu erhöhen und ein Knicken zu vermeiden. Das Entfernen der Unterlage vom Boden verhindert Wassertropfen an der Schnittstelle und erleichtert das Handling der Pflanzen, da die Schnittflächen sauber bleiben. Zudem fördert es das Wachstum eines neuen, stärkeren Wurzelsystems.
Schritt 4: Schneide die Unterlage in einem 60-Grad-Winkel, sodass ein Keimblatt erhalten bleibt, und entferne dabei die Wachstumszone komplett.
Schritt 5: Streiche mit der Klinge über die Schnittfläche, um sicherzustellen, dass kein neuer Austrieb erfolgt.
Schritt 6: Schneide die Edelsorte in einem 60-Grad-Winkel etwa 1,5-2 cm unterhalb der Keimblätter ab. Der Stängeldurchmesser sollte dabei gleichmäßig sein.
Schritt 7: Füge die Schnittflächen beider Pflanzen zusammen und fixiere sie mit einem Veredelungsclip.
Schritt 8: Pflanze die veredelte Gurke in hochwertige Anzuchterde und besprühe sie mit Wasser. Benutze einen Stützstab aus Kunststoff, um die Pflanze zu stützen und vermeide Holzstäbe, da diese schimmeln können.
Heilungsphase:
Essenziell für den Erfolg der Veredelung ist die Aufrechterhaltung einer hohen Luftfeuchtigkeit und einer geeigneten Temperatur, vor allem in den entscheidenden ersten 48 Stunden nach der Veredelung. In dieser Zeit wird das Gelingen der Veredelung maßgeblich bestimmt.
Die ideale Temperatur liegt hierbei zwischen 29 und 30 Grad Celsius, gepaart mit einer Luftfeuchtigkeit von 95 bis 100 Prozent. Sollten die Temperaturen unter 21 Grad fallen oder die Luftfeuchtigkeit im Durchschnitt unter 85 Prozent liegen, erhöht sich das Risiko eines Misserfolgs der Veredelung, besonders in diesen ersten 48 Stunden.
Sichtbare Welkeerscheinungen an den Edelsorten in diesem Zeitraum deuten oft darauf hin, dass eine Erholung unwahrscheinlich ist. Nach den kritischen 48 bis 72 Stunden ist es ratsam, die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren und die Belichtung zu steigern, um den Erfolg der Veredelung zu sichern und Krankheiten vorzubeugen.
Hinweis: Ein gradueller Akklimatisierungsprozess ist der Schlüssel, um ein Welken der veredelten Pflanzen zu vermeiden. Normalerweise bilden Unterlage und Edelsorte innerhalb von etwa 7 Tagen eine vaskuläre Verbindung aus. Für eine vollständige Heilung der Veredelungsstelle sind jedoch mindestens 14 Tage nach der Veredelung erforderlich. |
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Sollte ich veredelte oder unveredelte Gurken wählen?
Die Entscheidung zwischen veredelten und unveredelten Gurken hängt von deinen spezifischen Anforderungen und Bedingungen ab. Veredelte Gurken bieten Vorteile wie eine höhere Krankheitsresistenz, eine bessere Toleranz gegenüber schwierigen Bodenbedingungen und potenziell höhere Erträge. Sie sind eine gute Wahl, wenn du Probleme mit Bodenkrankheiten oder begrenzten Anbauflächen hast. Unveredelte Sorten sind oft weniger kostenintensiv und können in einem gesunden, krankheitsfreien Boden gut gedeihen. Sie sind ideal, wenn du Wert auf traditionelle Anbaumethoden legst und Zugang zu hochwertigem Boden hast. Letztlich hängt die Wahl von deinen individuellen Bedürfnissen, den vorhandenen Bedingungen und deinen Zielen im Gurkenanbau ab.
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